Eine lange Etappe steht uns heute bevor: wir wollen bis Aral, am ehemaligen Ufer des Aralsee,
sind 660 km zu fahren. Davor versuchten wir noch, im Immigration Office in Aktobe einen wie wir glaubten erforderlichen Registrierungsstempel zu bekommen. Dies sei nicht notwendig, wurde uns erklärt. Na ja, so sicher waren wir uns da nicht, wir wollten bei der Ausreise aus Kasachstan keine Schwierigkeiten haben. Später telefonierten wir via Skype mit der österreichischen Botschaft in Astana. Auch hier die Auskunft, dass man sicher innerhalb von zehn, wahrscheinlich auch vierzehn Tagen, als Tourist keine Registrierung benötigte. Fein!

Die Unendlichkeit hat einen Namen: Kasachstan

Schafhirte

Beim Rosenberger gab´s eine leckere Gemüsesuppe, dazu Tee. Musste bis am Abend reichen.

Viel Betrieb war hier grad nicht.

Wir haben´s nicht geglaubt – und wirklich einen Radfahrer getroffen!
Jure aus der Ukraine radelt durch diese nicht enden wollende Einöde, will nach Kirgistan und den Pik Lenin (7134 m) besteigen. War schon zweimal am Elbrus, sieht total verwildert aus, hat eine Kapitänsmütze auf und Segel gesetzt.
Der ist glaub ich von einem anderen Planeten.

So wie wir auch bisher ständig Rückenwind hatten, war auch für ihn das Weiterkommen somit recht angenehm. Bis zu seinem Ziel sind´s nur mehr schlappe 2000 km.

Die Steppenreiter.
Mit den BMW`s kommen wir bei wenig Verkehr und super ausgebauter Straße flott voran.

Mir geht Jure nicht aus dem Kopf: wie kann man sich das nur antun?

Unsere jeweils nächsten Tagesetappen.

Immer mehr Kamele sind entlang der Straße zu sehen.

Kurz vor Aral versinkt die Sonne am westlichen Horizont.

In der Dämmerung erreichen wir die kleine Stadt, müssen uns mühsam nach einem Hotel durchfragen.

Auswahl haben wir keine, es gibt genau eines.
Plattenbau, was für Hartgesottene.

Man beachte links die flauschige Krepppapierrolle. Sparsam einsetzen, sonst sitzt man nicht mehr bequem im Sattel.

War auch billig, € 10.- p.P., Frühstück gab´s keines. Dazu waren wir am nächsten Tag beim Wirt um die Ecke, war recht lecker.

14. Juni

Im schmucken Hinterhof waren die Motorräder  sicher geparkt.

Der ehemalige Hafen von Aral, das Fischerboot wurde in das Gelände des Museums gehievt.

Das Ufer des einst riesigen Steppensees befindet sich jetzt 25 km von hier entfernt. Die Bewässerung der zu Sowjetzeiten hier und in Usbekistan riesigen Baumwollfelder war neben der Verdunstung ein Grund, warum der Aralsee nur mehr in kleinen Flächen besteht, 90% des einstigen Wasservolumens sind verschwunden.
Die gesamte Fischereiindustrie ging zugrunde.

Jetzt erst sehen wir, dass unser Hotel wohl sehr viel besserer Zeiten gesehen hat, es steht nämlich direkt neben dem einstigen Hafen.

Der Junge hier sieht wohl auch einer tristen Zukunft entgegen.

Die Straße führt beim russischen Weltraumbahnhof Baikonur vorbei, welches am nördlichen Horizont noch zu erkennen ist.

Dieser, und auch die Stadt Baikonur, sind von Russland gepachtetes Areal.

Die Weltraumraketen werden von hier gestartet, und irgendwo in der unendlichen Steppe kommen die Raumkapseln mit den Astronauten auch wieder zurück auf die Erde.
Auch unser „Austronaut“ Franz Viehböck flog 1991 von hier aus ins Weltall.

Wir treffen eine Hochzeitsgesellschaft.

Alle Menschen, die wir hier treffen, sind interessiert an uns und den Motorrädern und beeindruckt von unserer Reise.

Wir sind mittlerweile auf unzähligen kasachischen Selfies verewigt.

Neben Kamelen und Kühen sind auch sehr viele Pferde zu sehen, manchmal auch auf der Straße.

Im Norden sehen wir erstmals Berge!
Ein Ausläufer des Tien Shan Gebirges wird uns von nun an begleiten, das hier über 2000 m hoch wird.

Die Stadt Shymkent ist erreicht. Von hier wäre Richtung Süden die usbekische Hauptstadt Taschkent schnell erreicht.

Heute vergönnen wir uns ein ausgezeichnetes Steak zu gutem kasachischen Bier.

Unser Zimmer im Hotel aus Sowjetzeiten ist riesig und sehr gut ausgestattet. Gratis W-Lan, noch dazu recht schnell, bieten eigentlich alle Hotels hier in Kasachstan. Zahlen mit Kreditkarte oder Geld mit der Bankomatkarte abheben – alles kein Problem.

Zimmer mit Aussicht auf einen Rummelplatz.

15. Juni

Die ersten schneebedeckten Berge im Süden Richtung Usbekistan sind zu sehen.

Die landschaftliche Einöde hat nach tausenden Kilometern ein Ende – welch eine Freude für uns Alpenmenschen 🙂

Wir treffen Darren aus Großbritannien.
Das ist vielleicht ein wilder Hund. Ganz alleine unterwegs, seine Reiseziele u.a. die Mongolei, Südkorea und schließlich Australien!
Natürlich auf einer BMW.

Der macht uns den Mund ziemlich wässrig auf weitere Touren!

Hier gibt´s guten Honig.

Die Berge im Süden rücken näher.

Ist nicht mehr weit bis Bishkek/Kirgistan.
Heute war das Fortkommen recht mühsam, nicht enden wollende Baustellen, jede Menge Staub, die Temperaturen sind auf knapp 30 Grad gestiegen.

Die Polizeikontrollen werden unglaublich dicht, bei jeder Ortsdurchfahrt steht eine Radarstreife, es wird gnadenlos gestraft. Eine richtige Plage, Kasachstan muss unendlich viele Polizisten haben.

Zwei Tage zuvor hat es uns erwischt: in einer 70-er Beschränkung waren wir mit 93 km/h unterwegs. Das irre daran: wir wurden aus einem uns entgegenfahrenden Polizeiauto fotografiert! Hab ich überhaupt noch nicht erlebt.
Die haben gewendet und uns mit Blaulicht rasend überholt.
Die Prozedur hat sich dann so abgespielt: zuerst durch einen Beamten Kontrolle der Papiere, also Reisepass, internationaler Führerschein, Versicherung und Zulassungsschein. Dann wurde ich von dem anderen gebeten, zu ihm ins Auto zu steigen. Ich hab schon geahnt was jetzt kommen musste.
Auf dem Foto (übrigens ein ganz tolles) auf dem Radargerät sind wir scharf abgebildet, dazu die Geschwindigkeiten. Na ja, da war alles klar, gab´s nix zu diskutieren.

Er zog ein rosa A4-Formular hervor und deutete mir an, das jetzt auszufüllen (hat wirklich viele Zeilen gehabt), dann würden wir verhaftet und irgendwo hin gebracht werden. Das war ein Blödsinn, das wusste ich. Aber in jedem Fall würde es uns richtig viel Zeit kosten, und es war bereits ums finster werden, wir mussten noch etwa 70 km bis zur nächsten Stadt fahren.
Hat nicht lang gedauert, dann hat er denn Zettel umgedreht und $ 300.- draufgekritzelt. Also mit diesem Betrag, pro Person versteht sich, wäre die Sache gleich erledigt.
Der spinnt wohl! Mein Angebot: $ 50,- für beide.
Keine Chance, er drehte den Zettel wieder um. Ich erhöhte mein Angebot auf $ 100.-
Zu wenig.
Schlussendlich habe ich ihm $ 130,- in die Ablage gelegt, er hat die Nase gerümpft, dann aber doch zugegriffen. Der Deal wurde mit Handschlag besiegelt. War übrigens meine erste Strafe, seit ich die BMW fahre, und das sind schon zehn Jahre.

Ein wahrlich nettes Zusatzeinkommen für die beiden Polizisten.

In den nächsten Tagen wurden wir noch zweimal aufgehalten, einmal aus reiner Neugier, das andere mal sollte ich wieder abkassiert werden. Der hat aber kein Beweisfoto gehabt, nur den Verdacht dass ich zu schnell war. Da hat er bei mir keine Chance auf eine Gehaltsaufbesserung gehabt.

16. Juni

Wir waren bald an der kirgisischen Grenze.
Zusammenfassung Kasachstan: wir sind in diesem riesigen Land etwa 2700 km gefahren, die unendliche Steppe bis auf kurze Abschnitte auf durchwegs bestem Asphalt durchquert, auf Pisten haben wir bewusst verzichtet, hätte uns zu viel Zeit gekostet. Die allermeisten Leute die wir trafen waren freundlich, sehr an uns interessiert und hilfsbereit, aber niemals aufdringlich. Wir fühlten uns immer sicher, die Autofahrer sind in der Mehrzahl recht diszipliniert.
Allerdings mussten unserer Sensoren immer aktiviert sein. Neben diversem Getier auf der Straße (Kamele, Pferde, Kühe, Schafe), Geisterfahrern auf der Autobahn, doch manchmal vorkommenden Schlaglöchern ohne Vorwarnung, Rasern in beiden Richtungen, orientieren in den Städten im teilweise dichtem Verkehr, verlangt höchste Aufmerksamkeit.
Der Hotelstandard und das Essen waren durchwegs gut zu günstigem Geld. Nur die unzähligen Radarkontrollen waren total nervig.

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