Um 10 Uhr abgefahren, es steht uns wieder eine lange Tagesetappe bevor.
Ich hab das Navi wieder hervorgekramt und die heutige Strecke einprogrammiert, um vor allem rasch aus der Stadt rauszufinden.
Wir mussten nach Süden, die Stadt Mahackala am Kaspischen Meer als unser Orientierungspunkt war auch dann gut beschildert. Super Straße, es ging flott voran, …
… bis diese urplötzlich zu Ende war!
Baustelle, die Straße wird weiter nach Süden neu gebaut.
Die Umfahrung ging auf Piste durch die Steppe.
Damit hatten wir überhaupt nicht mehr gerechnet, und wieder mal: schwitzen bei 36 Grad, staubig weil starker Westwind, knifflige sandige Abschnitte, die zum Ausweichen ins Steppengras zwangen.
Nach 25 Kilometern war der Spuk zu Ende, wir erreichten wieder Asphalt, eine Querstraße. Geradeaus ging die Piste weiter über gut 50 Kilometer – wir wollten nimmer. So haben wir über Osten ein U-Hakerl geschlagen, 80 Kilometer Umweg, aber dafür auf guter Straße.
Manfred musste dann erstmals seinen fünf Liter Reservekanister zum Einsatz bringen, die nächste Tankstelle war zu weit entfernt.
Wir waren immer noch etwa 17 Meter unter dem Meeresspiegel, es war unser letzter Abschnitt durch die Steppe.
Sehr viele Polizei-Kontrollstellen und viel Militär hier, wir nähern uns den russischen Teilrepubliken Tschetschenien und Dagestan, Unruheherde der jüngeren Vergangenheit.
Bei einem dieser Checkpoints beißt Manfred ein Hund in den rechten Unterschenkel. Die Zähne können die Motorradhose nicht durchdringen, es bleibt aber ein ausgiebiger Bluterguss mit zwei kleinen blutenden Stellen.
Gott sei Dank nichts tragisches, ich versorge die Wunde mit meinem Bergrettungs-Verbandszeug.
Dunkle Wolken am Himmel – Regengewand.
Wir wollen heute noch Grozny erreichen, die Hauptstadt der Teilrepublik Tschetschenien.
Ab der Stadt Kizljar fahren wir noch 120 Kilometer Richtung Westen, es dämmert, die letzte halbe Stunde fahren wir bei Dunkelheit; etwas was wir immer vermeiden wollten.
Grozny war nach dem Zweiten Tschetschenienkrig 1999 – 2000 die weltweit am meisten zerstörte Stadt, in den vergangenen Jahren investierte Russland riesige Summen für den Wiederaufbau. Für Details dazu bitte googeln.
Uns präsentierte sich aber das Bild: ein Hochhausviertel mit üppiger LED-Beleuchtung in einem streng bewachten Bereich, dicke Autos.
Die Security Männer haben alle ziemlich kampferprobt ausgesehen.
Hier ist auch unser Hotel, im 32. Stock befindet sich das Restaurant mit tollem Ausblick auf die Stadt.
Blick vom Zimmer,
die Achmat Kadyrow Moschee, die größte Moschee Russlands.
Meine Motorradstiefel sind nass geworden, dieser Spezial-Schuhtrockner hat wunderbar funktioniert, wir waren einstweilen frühstücken.
12. Juli, Grozny/Russland bzw. Tschetschenien bis Kazbegi/Georgien
Von der total zerbombten Stadt sieht man nichts mehr, alles wurde restauriert oder neu gebaut.
Hier noch ein Blick in den Süden Tschetscheniens, am Horizont erkennt man bereits die Berge des Kaukasus.
Alles recht sauber hier, fruchtbare Gegend, viel Landwirtschaft, wir haben nicht den Eindruck, dass etwas hier nicht funktioniert – wir fragen uns öfter, warum eigentlich so viele tschetschenische Flüchtlinge bei uns in Österreich sind?
Die Temperatur ist heute sehr angenehm, anfangs 30 Grad, später etwas kühler. Der erste Tag seit Wochen, wo wir nicht schwitzen.
Schnell sind wir in Vladikavkaz, von hier noch wenige Kilometer nach Süden, und wir stehen an der russisch-georgischen Grenze. Besser gesagt am Ende einer sehr langen PKW-Warteschlange davor.
Wir schummeln uns an den Autos vorbei, sparen somit sicher zwei Stunden an Wartezeit.
Das war heute unsere mühsamste Grenze – warten, warten, warten.
Betont langsam wird hier gearbeitet, irgendwann hatten wir dann doch den russischen Ausreisestempel im Pass.
Sehr flott dagegen die georgische Einreise, kein Wunder, wegen der schleppenden Zollabfertigung tröpfeln von Russland die Fahrzeuge nur nach und nach daher.
In der Gegenrichtung, also zur Einreise nach Russland, zwei Kilometer LKW-Stau.
Wir brauchen nicht mehr weit fahren, nach wenigen Kilometern ist der Ort Kazbegi (Kasbek) erreicht, und ein günstiges Hotel ist gleich gefunden.
An Unterkünften ist genug Auswahl, sehr viel Wander- und Trekkingtourismus in der Gegend. Und hier ist auch der Ausgangsort für die Besteigung des Kasbek, mit 5047 m der zweithöchste Berg im Kaukasus. Der Berg, der leider durch den Tod von Edi Koblmüller heuer im April bei uns eine traurige Bekanntheit erreichte.
Und seit langem (vom Mäcki in Astrachan abgesehen) wieder gut gegessen: Spieß mit Schweinefleisch!!, Pommes, Salat.
Das Wetter ist schlecht, momentan regnet es. Morgen sollten wir dann Tiflis erreichen, wie´s weitergeht wird wohl maßgeblich das Wetter mitbestimmen.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!