An diesem Tag machten wir eine außergewöhnliche Erfahrung: eine geführte Tour in eine der noch immer rund 250 Minen in diesem durchlöcherten Berg.

Mittlerweile schon „alte“ Bekannte, ein sehr nettes Schweizer Paar, Martin und Monika, meldeten sich für diese Tour an, und fragten uns ob wir dabei sein wollten. Aber klar! „Alt bekannt“ deshalb, weil sich unsere Wege schon seit San Juan (das Hostel mit den Salzziegeln auf der Piste nach Uyuni) immer wieder kreuzten, und wir gute Gespräche bei dem einen oder anderen Bier geführt haben. Die beiden sind seit vielen Jahren in Etappen mit ihrem Geländewagen durch die ganze Welt unterwegs, jetzt grad hier Richtung Südspitze Südamerikas. Euch beide die Besten Wünsche für eure Weiterreise!

Die Erlebnisse dieses Tages sind schwer in Worte zu fassen! Mit eigenen Augen zu sehen, wie sich die Menschen hier abschuften, unter welchen für uns völlig undenkbaren Arbeitsbedingungen das Gestein aus dem Berg geholt wird, und wir „live“ dabei sind, mitten im Arbeitsbetrieb dieser Mine, das war echt hart!

Silber, das die Spanische Kolonialmacht unendlich reich gemacht hat, wird hier fast nicht mehr gefunden, Zink wird jetzt abgebaut. Die Minen sind Genossenschaftlich organisiert, wie schon erwähnt etwa 250 Minen sind in Betrieb. Jede Mine besteht aus einem Chef mit seinem Trupp, von 2-3 Mineros bis zu 8-12, je nach Ertrag der Ader.

Es wäre jetzt ziemlich aufwendig, auf noch mehr Details einzugehen, wer sich daher näher mit diesem Thema auseinandersetzen möchte, bitte googeln.

Bevor wir zur Mine kamen, wurde noch am Markt der Mineros eingekauft: Kokablätter, 96%iger Alkohol und Sodawasser für die Mineros im Berg, und die Handhabung von Dynamit für die Sprengungen wurde uns durch unseren Guide Jose erklärt. Das ist übrigens der einzige Platz weltweit, wo Dynamit frei verkäuflich ist!

Das Gestein aus dem Berg enthält Zink, Jose zeigt uns das.

Mit diesen Loren wird das Gestein heraus transportiert und gleich vorsortiert.

Hinein ging es in den Berg!

Das ist kein Schaustollen, wir waren im Minenbetrieb mittendrin dabei! Wenn die Loren ein- und ausfuhren, hieß es rasch sich irgendwie an die Stollenwand zu drücken.

Ich glaub man kann es ihm ansehen: Manfred hatte hier schwerste Sicherheitsbedenken! Zu recht, aber das ist Realität, so wird hier seit Jahrzehnten und wohl in Zukunft gearbeitet!

Solchen Adern wird nachgegraben. Sie können ertragreich werden, oder verschwinden. Dann wird der Stollen, meist ein Seitenstollen, stillgelegt.

So wie hier. Dann wird der Platz genützt für den gehörnten Gott des Berges, El Tio. Jeden Freitag versammeln sich die Mineros an diesen Plätzen, um mit Kokablättern, Alkohol und Zigaretten  sein Wohlwollen zu erwirken.

Die Loren sind schwer: 500 Kilogramm leer, beladen 1,5 Tonnen. Die zwei Männer schieben, bremsen, befüllen und entleeren die Loren. So 15 bis 20 mal pro Schicht, die 6 bis 8 Stunden dauert.

Es geht weiter hinein in den Berg.

Aus diesem 140 Meter tiefen senkrechten Schacht wird Gestein in solchen Körben nach weiter oben befördert.

Dann wird es in einen anderen Schacht umgefüllt, und damit in die Loren geleitet.

Francesco, der hier rechts sitzt, ist der Chef diese Trupps der aus 3 Mann besteht. Also keine besonders ertragreiche Ader in diesem Stollen der Mine. Seit 16 Jahren ist er im Berg. Man sieht, alle Männer, einschließlich unseres Guides Jose, links im Bild, haben ihre Backen mit Kokablättern gefüllt. Das macht die Arbeit etwas erträglicher.

Francesco erhält einige der am Markt gekauften Geschenke; Alkohol und Kokablätter. Der Alkohol wird gleich verkostet: ein Schraubverschluss voll, etwas wir davon auf den Boden getropft für „Mutter Erde“, der Rest getrunken. Auch wir können dieses Ritual ausprobieren.

Wieder müssen wir uns an die Stollenwand drücken.

Wir sind jetzt einen knappen Kilometer im Berg. Hier ist die Luftzufuhr ziemlich schlecht bis gar nicht mehr vorhanden. Es ist drückend schwül, das Objektiv meiner Kamera ist angelaufen, ich hab nichts sauberes zum Reinigen dabei, daher gelingt nur diese eine Aufnahme. Rechts im Stollen, nicht im Bild, sitzt ein junger Mann, ein „Driller“, der die Löcher für die Sprengungen bohrt. Er bekommt aber erst später Druckluft für sein 70 Kilogramm schweres Bohrgerät, und muss hier warten. Freiwillig macht er 12 Stunden Schichten. Ein Wahnsinn! Wir sind heilfroh, nach wenigen Minuten wieder Richtung Ausgang zu marschieren, nicht auszuhalten hier!

Diese Fäden im Stollen sind hier überall, ganz fein, in jedem Gestein. Ähnlich wie Asbest zerstört es die Lungen. Die Lebenserwartung der Mineros ist kurz, viele sterben mit 50 Jahren an der Quarzstaublunge.

Die einzigen Mineure, die einen Staubmaske haben und tragen, sind die Lorenfahrer und -befüller, wo es am meisten staubt, wie wir miterleben konnten. Aber gemäß unserem Guide schützten diese Masken auch nur zu etwa 60 Prozent.

Ganz ehrlich, ich glaub nicht nur wir beide, sondern alle der 10-köpfigen Gruppe waren heilfroh, wieder ans Tageslicht zu kommen!

Nach der Führung in der Mine hatten wir noch Zeit uns die Stadt anzusehen.