Aus Osh gut rausgefunden, ein Wegweiser zeigt Irkeshtan, den Grenzübergang nach China. Diese Straße müssen wir nehmen.
Wider erwarten auf sehr gutem Asphalt geht´s über einen 3350 m hohen Pass, aus den dunklen Wolken haben uns nur wenige Regentropfen erwischt.

Bei uns muss man in Almgebieten fallweise mit Kühen auf der Straße rechnen, hier in Kirgistan sind´s Pferde. Die jungen Reiter sind wahrscheinlich nicht älter als 12, vielleicht 14 Jahre, und beherrschen ihr Handwerk.

In den Bächen und Flüssen wird viel gefischt, die Beute aber meist mickrig.

Die Landschaft bietet alle paar Kilometer neue fantastische Formen und Farben.

Wir haben Sary Tash erreicht, den Ausgangsort für Tatschikistan und den Pamir Highway von Norden. Genau genommen sind wir seit Osh auf diesem, für uns persönlich beginnt er aber erst ab hier; Auffassungssache, bis jetzt war´s ja nur super Asphalt.

Es ist ziemlich kühl hier auf über 3000 m.

Halb links führt die Straße nach China, 71 km sind es bis zur Grenze. Da ging´s aber auch weiter auf den Karakorum Highway – noch so ein Traum, diesen einmal zu befahren 🙂
Wir müssen morgen die Abzweigung nach rechts nehmen. Dorthin geht es auch zum Basislager für die Besteigung des Peak Lenin.

Das wichtigste für uns gibt´s hier im Ort: eine Tankstelle und einige Homestays.

Für € 25,- p.P. bekommen wir die obligatorische Suppe mit diversesten Einlagen, Brot, Butter, Marmelade und Kaffee zum Abendessen, einen relativ großen Raum für die „Deckenmatratzenbetten“, und je zwei Spiegeleier, Brot, Butter, Marmelade zum Frühstück.

Unser rituelles Bier nach jedem Reisetag war auch schnell organisiert. Natürlich kasachisches.
Wir hatten diese Prozedur bis auf ganz wenige Ausnahmen jeden Tag unserer Reise: Motorräder auf sicheren Plätzen abstellen und kurz auf etwaige Mängel wie losgeprellte Schrauben u.ä. prüfen, Ölstand kontrollieren, Unterkunft beziehen, duschen wo es eben möglich war, und dann Essen mit  einem Bier, wo´s ging ein lokales. Dabei den Tag Revue passieren lassen und die Pläne für die nächsten Tage besprechen. Herrlich!

23. Juni

An diesem Morgen erwartet uns wieder fantastisches Wetter. Nach einigen Kilometern taucht der Peak Lenin vor uns auf, mit 7134 m der zweithöchste Gipfel des Pamir, nach dem Peak Kommunismus (7495 m) in Tatschikistan.

Unsere Straße zweigt nach Süden ab, der Pamir scheint von hier aus eine unüberwindliche Hürde zu sein.

Die Grenze Kirgistan bietet wieder eine kleine Überraschung für uns: ein Zettel wurde verlangt, den wir bei der Einreise erhalten hätten sollen. Zuerst wurde uns die Ausreise verweigert, na toll! Nach einigem hin und her wurde ein „Strafzoll“ verlangt, den wir runterhandeln konnten. Wir legten unser letzten kirgisischen Som auf den Tisch, umgerechnet € 40.-
Damit war die Sache erledigt, und wir wurden ins Niemandsland entlassen.

Zum tadschikischen Grenzposten sind es noch etwa 25 km zu fahren, die letzte Steigung vor dem 4336 m hohen Kizil Art Pass hat es in sich: während der Nacht hatte es geregnet, es war aber bereits soweit aufgetrocknet, dass wir uns grad noch durch die Schlammpassage wühlen konnten.

Der Kizil Art Pass.

Kurz nach dem Pass der trostlose tadschikische Grenzposten. Was muss man nur angestellt haben, um hier Dienst versehen zu müssen?
Die Formalitäten dauerten etwa 45 Minuten. Vier Zettel wurden für uns ausgefüllt, für jeden zwischen $ 10.- und $ 20.- verlangt, gesamt $ 60.- p.P.
Alle Beamten waren sehr freundlich, klar bei dem Zusatzverdienst. Was wir da wirklich brauchten, oder besser was wir auch hier an Papier nicht bekamen, das wir bei der Ausreise vielleicht brauchen werden, wird sich ja dann in einigen Tagen herausstellen.

Ganz lustig: mit einer kleinen Handspritzpumpe wurden die Reifen und unsere Schuhsohlen desinfiziert. Das alles im Dreck, bei Regen oder Schneefall steht man hier bis zu den Knöcheln im Gatsch.

Wir waren in Tatschikistan!
Der chinesische Grenzzaun entlang der Straße wird uns noch lange begleiten.

Die eigentliche Grenze zu China befindet sich aber etliche Kilometer weiter östlich.

Wir passieren den wunderschönen See Karakul.
Das Wasser ist salzhaltig, hier leben keine Fische drin.

Die Steppenreiter im Hochgebirge.
Wir befinden uns hier durchgehend auf über 4000 m, die Temperatur beträgt so zwischen 8 und 12 Grad.

Der Ort Karakul am gleichnamigen See.

Wir sind unterwegs zum höchsten Punkt unserer Reise, …

… dem 4655 m hohen Akbaital Pass.
Für mich der höchste Punkt überhaupt, wo ich mit dem Motorrad drüber bin, Manfred hat den Manali – Leh Highway schon befahren (Indien/Ladakh). Da geht´s auf über 5000 m.

Er ist auch gleich weiter gefahren, runter um rasch in etwas tiefere Lagen zu gelangen. Ihn plagt wegen der großen Höhe Übelkeit, ein Anzeichen von Höhenkrankheit.

Faszinierende Landschaft hier!

Die Schilder stehen auf beiden Seiten jeweils unterhalb der Passhöhe.

Uns begegnet ein Schweizer auf seiner KTM. Hat sechs Monate Zeit und fährt soweit er kommt nach Osten.

Wir trafen bisher einige Motorradfahrer aus aller Herren Länder. Und alle hatten eines gemeinsam: viel Zeit.
Von vier Monaten bis zu drei Jahren, alle fahren mindestens bis in die Mongolei, einige weiter nach Japan, Südkorea und Australien oder gleich rund um den Globus.

Da sind wir mit unserer sieben-Wochen-Tour die absoluten Weicheier 🙂

Außer den drei Italienern, denen wir begegneten. Die fahren eine ähnliche Tour wie wir, nur in umgekehrter Richtung.

Und – wir trafen hier auch Radfahrer! Wie schon bei Jure in Kasachstan, ist uns völlig unbegreiflich, sich diese Qualen anzutun.

Wir erreichen Murghab, unser Tagesziel.
Hier gibt´s wieder alles – neben einigen Homestays auch ein Hotel und Benzin.

Wir haben uns für das Hotel entschieden.
Fast so billig wie ein Homestay, aber richtige Betten.
Dusche und WC (ein richtiges) am Gang, immerhin.

Auch ich spür jetzt die Höhe, Kopfschmerzen plagen mich.

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