Vor unserer Abfahrt von Ollantaytambo wollte ich mir noch die Inka-Anlagen des Ortes ansehen, die in wenigen Gehminuten zu erreichen waren. Diese wurde aber bestreikt, die Sehenswürdigkeit war heute für Besucher geschlossen.

Unser nächstes Ziel sollte Nasca sein, hier wollen wir uns die spektakulären Nasca-Linien von einem Kleinflugzeug aus ansehen. Es waren aber 650 Kilometer bis dorthin, in der Stadt Abancay gab es eine brauchbare Auswahl an Hotels und somit ergab sich eine gute Gelegenheit die Etappe aufzuteilen.

Diese Strecke ist eine der Hauptverbindungen von der Küste nach Cusco, und wir befürchteten schlimmen LKW-und Busverkehr. Dem war überhaupt nicht so, im Gegenteil, eine tolle Straße mit gutem Asphalt, unzähligen Kurven, drei Pässen über 4000 Metern, und wieder mal, wie eigentlich jeden Tag bisher, eindrucksvoller Landschaft bei bestem Wetter!

Über eines der für uns spektakulärsten Eindrücke gibt es leider keine Bilder, die bleiben in unseren Köpfen: Abfahrt vom letzten der hohen Pässe (4390 m) nach Nasca (600 m). Wir waren super im Plan noch bei Tageslicht anzukommen. Plötzlich Stau, wir fahren nach vorne – Baustelle. Mehr als eine Stunde müssen wir warten! Das hieß unweigerlich, wir haben für die letzte knappe Stunde eine Nachtfahrt vor uns, was wir eigentlich immer vermeiden wollten. Der Stau hinter uns wurde immer länger. Die Sonne war schon hinter dem Horizont verschwunden, als beinahe überhastet die Absperrung weggeräumt wurde, die Straße war wieder frei. Wir gleich vorne weg, bald waren wir auf frischem, schwarzem Asphalt, der beinahe das gesamte Licht der Scheinwerfer schluckte. Wir ließen einen Bus überholen, der ein für uns perfektes Tempo fuhr. Dem folgten wir und hatten somit ausreichend Licht um die superkurvige Strecke sicher und einigermaßen flott zu fahren. Aber das Beste: dieses Abendrot war unvergleichlich! Der Himmel war in tiefes orange gefärbt, die Umrisse der umliegenden Berge und Hügel war noch zu erkennen – eine fast mystische Stimmung!

Für Fotos war keine Zeit, wir wollten nicht hinter stinkenden und rauchenden LKW zurückfallen, die jetzt in der Dunkelheit auf der kurvenreichen Strecke wieder ganz schwierig zu überholen waren.

Die gesamt etwa 1500 Nasca-Linien sind sogenannte Scharrbilder oder Geoglyphen (entfernen der oberen Gesteinsschicht am Boden), die in der Wüste bei der Stadt zu finden sind. Entstanden um 800 v. Chr. bis 200 v.Chr. sind sie meist nur aus großer Höhe, also am Besten aus Flugzeugen, zu erkennen. Die längsten dieser geometrischen Linien sind bis zu 20 Kilometer lang! Aber auch viele Tier- und andere Figuren finden sich darunter. Die genaue Bedeutung dieser ist offensichtlich bis heute nicht restlos geklärt, spektakülär sind sie allemal!

Unser Flug dauerte um die 35 Minuten, quasi der „Standardflug“, bei dem die bekanntesten Figuren zu sehen sind: der Wal, diverse Trapezoide, der Astronaut, der Affe, der Hund, der Kolibri, die Spinne, der Condor, die Echse, der Baum, die Hand. Zum Abschluss flogen wir noch über spiralförmige Lüftungsschächte der Aquädukte, die nach wie vor für die Wasserversorgung dienen.

Und: der Hotelpool war der einzige auf unserer bisherigen Reise, wo man auch wirklich baden konnte!