Die Altstadt von Arequipa (UNESCO-Welterbe) mit seinem beeindruckenden zentralen Platz „Plaza de Armas“ (die heißen in jeder Stadt so) ist wieder einen längeren Aufenthalt wert, wir verbrachten drei Nächte hier.

Von geeigneten Aussichtspunkten ist der Blick auf die Vulkane Misti (rechts, 5822 m), und Chachani (links, 6057 m) besonders im letzten Tageslicht faszinierend.

Das 1579 gegründete Kloster Santa Catalina war mit etwa 20 000 Quadratmetern eine autarke Siedlung für bis zu 150 Nonnen inmitten der Stadt. Absolut Sehenswert!

Die Zeit in Arequipa nützten wir auch für die weitere Planung. Es war Zeit, sich Gedanken über die Rückreise zu machen, von hier bis Santiago waren noch etwa 2500 Kilometer zu fahren.

Die nächsten Tagesetappen waren klar: zur letzten große Stadt in Peru, Tacna. Von dort ist man gleich an der Grenze zu Chile. Weiter nach Arica/Chile sind es so um die 50 Kilometer, aber erstens ist für den Grenzübertritt Zeit einzurechnen, zweitens müssen wir in Chile die Uhren gleich um zwei Stunden vorstellen (also dann minus 4 statt 6 Stunden zur europäischen Winterzeit). Und drittens war ja gegen einen etwas gemütlicheren Tag auch nichts einzuwenden.

Die Route ist großteils eh logisch, meist geht es die Panamericana entlang. Wo es sich anbot suchten wir uns Strecken westlich davon, also der Pazifikküste entlang. Und wieder – dort wo es Wasser gibt, grüne Oasen, ansonsten alles Wüste!

In einer Lagune dann ein Vogelparadies mit unter anderem hunderten Flamingos.

An der Grenze Peru/Chile trafen wir einige Motorradreisende, da gab es jede Menge Benzingespräche. Ein Pärchen aus Kolumbien, ein Kanadier, und ein Amerikaner aus Florida. Sie alle waren auf dem Weg in die südlichste Stadt der Welt, Ushuaia. Nur unser kalifornischen Freund Tim, den wir seit Arequipa kennen, will seine achtmonatige Tour so wie wir in Santiago beenden.

14. November. Unser heutiges Tagesziel ist die Stadt Iquique. Vor drei Tagen hatten wir an einer Tankstelle in Peru ein chilenisches Paar kennen gelernt, die uns für einen kurzen Besuch zu sich nach Hause in Iquique eingeladen hatten! Einfach so! Natürlich schauten wir bei ihnen vorbei, großartige Leute! Und bei ihnen gab es endlich wieder einmal richtig guten Bohnenkaffee.

Die Panamericana bot wie immer nach fast jeder Kurve (dazwischen oft elendslange Geraden) landschaftliche Überraschungen. Diese Straße ist alles andere als langweilig!

Wir fanden auf der Karte eine Strecke zum Küstenort Pisagua. Von dort sollte es Richtung Süden weitergehen an der Küste entlang bis Iquique, zum Streckenzustand zeigte die Karte eine Piste. Einen Versuch war es wert, also gingen wir die Sache an. Wir hatten schon einen kniffligen Abschnitt hinter uns, aber über den weiteren Streckenzustand keine Informationen. Auch konnten wir niemand fragen, weil wir hier Mutterseelenallein unterwegs waren. Sprit war auch ein Thema, wenn wir später umdrehen würden, schaffen wir es nicht mehr bis zur nächsten Tankstelle. Nach einer knappen Stunde Fahrzeit entschieden wir uns auf Nummer sicher zu gehen und kehrten um. Die tolle Wüstenlandschaft hier entschädigte den Aufwand aber bei Weitem.

Besonders faszinierend ist diese riesige Düne gleich hinter der Stadt Iquique.

Unseren Kalifornier Tim trafen wir wieder einmal auf der Strecke, diesmal gleich nach einer Mautstation. Zur Autobahn- bzw. Straßenmaut: in Bolivien und Peru für Zweiräder kostenlos, da gibt es eine besondere Spur immer ganz rechts außen. In Chile finden sich die Mautstationen an den Autobahnen so etwa alle 50 bis 80 Kilometer, umgerechnet einen Euro pro Motorrad für so einen Streckenabschnitt.

Wieder in Antofagasta.

Nach Antofagasta wählten wir die Strecke über Taltal, westlich der Routa 5, der Panamericana, die wir ja zu Reisebeginn schon herauffuhren. Relativ viele Motorradfahrer begegneten uns heute.

Es erwartete uns wieder eine Besonderheit: das Paranal-Observatorium der ESO (European Southern Observatory). Von hier auf etwa 2600 Metern Höhe wird in der trockenen und klaren Luft mit dem VLT (Very Large Telescope) Milliarden Lichtjahre zurück ins Weltall geblickt. Die vier Hauptteleskope ergeben laut ESO das höchstentwickelte optische Instrument der Welt. Blöd für uns: Besuchstag ist immer Samstag, weiter als bis zum Portier kamen wir nicht.

Es ging wieder mal runter ans Meer. Das kündigte sich, wie so oft, durch weithin sichtbare Küstenbewölkung an, wir spürten bald schon wieder die kühle Meeresluft. Die Siedlungen an der Küste sind zum Großteil aus Holz gebaut.

Schon beim Herfahren waren wir vom Nationalpark Pan de Azucar, nördlich von Chanaral, begeistert. Der kurze Umweg ist es mehr als wert, diesmal legten wir an einem der Campingplätze am weißen Sandstrand eine kleine Pause ein.

Ein Stück weiter dutzende Pelikane. Die sehr scheuen Vögel nahmen aber gleich Reißaus.

Unser nettes Paar aus Iquique legte uns einen Aufenthalt im kleinen Badeort Bahia Inglesa, gleich bei der Stadt Caldera, inbrünstig nahe. Daher war das heute unser Tagesziel, hat super gepasst nach einer knapp 500 Kilometer langen Etappe. Das Telefonieren hat nicht geklappt, aber den „Wassersparappell“ beim Wirt (aus mexikanischen Autokennzeichen) nahmen wir natürlich ernst!

Am 17. November wählten wir wieder die Strecke nahe an der Küste, bis Huasco. Von Vallenar aus, wieder auf der Panamericana, rauschten wir flott nach La Serena.

Die Wüste blüht, ob noch immer oder schon wieder konnten wir nicht herausfinden.

Der kleine Küstenort Barranquilla.

In La Serena kamen wir zufällig zu einem Harley-Treffen.

Wir haben hier in der chilenischen Hauptstadt Santiago die Reise ausklingen lassen. Am 23. November fahren wir in die Nähe von Valparaiso, wo wir unsere Motorräder bei unserem Speditionsagenten Ronny abgeben. Er wird sie zu gegebener Zeit zum Hafen bringen, wo sie in einen Seecontainer für den Rücktransport nach Hamburg verladen werden. Wahrscheinlich werden wir unsere Eisen im Frühjahr wieder haben, zeitgerecht zum Beginn der neuen Motorradsaison. Mit unserem kalifornischem Freund Tim wird´s anschließend noch einen Umtrunk hier in Santiago geben, am 24 November endet unser Motorrad-Traumurlaub, wir fliegen nach 8 Wochen Südamerika wieder nach Hause.

Zusammenfassung, zumindest ein Versuch!

Schwierig, diese Wucht an Eindrücken in kurze Worte zu fassen, wir probieren es es mal beginnend mit einer kleinen Statistik:

Technische Probleme:
BMW:                 wechseln Lampe Abblendlicht in San Pedro de Atacama (Chile, am Beginn der Reise).
Triumph Tiger: 1 x Reifenluftdruck Hinterreifen nachfüllen (Chile, am Ende der Reise).

Ölverbrauch:     BMW 2 Liter
Triumph Tiger: 0,5 Liter

Sonst nix!

Reifenverschleiß bei beiden etwa 50% am Hinterreifen (Heidenau Scout K60).

Fahrtage Südamerika: 55 Tage, ziemlich genau 10 000 Kilometer hier in Südamerika gefahren, ergibt eine durchschnittliche Fahrleistung pro Tag von 182 Kilometern, längste Tagesetappe so um die 500 Kilometer.

Gesundheitliche Probleme: 2x Aspirin, verbunden mit leichter Höhenkrankheit ab 4000 Metern bei einem der Reiseteilnehmer (kauen von Kokablättern half richtig gut!).

Sonst nix!

Wetter: seit wir mit den Motorrädern hier unterwegs sind, null Regen! Temperaturen zwischen geschätzten 15 und 25 Grad. Daher waren die klimatechnischen Maßnahmen an unseren Motorradanzügen meist, die Lüftungsreißverschlüsse auf- oder zumanchen. Mit einigen Ausnahmen bei sehr hohen Pässen (bis 4900 Metern, verbunden meist mit sehr starkem Wind), hier wechselten wir vorher auf lange Unterwäsche.

Länder und Menschen: fantastisch!!
Einige wenige Beispiele: Begrüßung des Zöllners in Bolivien mit Handschlag (Welcome to Bolivia!), Unterhaltung eines chilenischen Zollbeamten mit uns auf Englisch, weil er für eine kommende Englisch-Prüfung ein bisschen Praxis brauchte, Einladung von einem chilenischen Paar (Gerardo und Juana), denen wir zufällig an einer Tankstelle begegneten, zu sich nach Hause (hunderte Kilometer weiter, für einen kurzen Tratsch, Kaffee und einen Snack – alles mit Google-Translator :-)), zufälliges Treffen mit dem chilenischen Ducati-Fahrer Ivan, der uns sofort Hilfe jeglicher Art anbot wenn wir sie brauchen sollten, Cece, die Perle aus La Paz/Bolivien, die uns die begehrten Tickets für Maccu Picchu organisierte, die Aufzählung ließe sich lange fortsetzen!

Wir hatten keine einzige kritische Situation zu meistern, wo auch immer wir in Chile, Bolivien oder Peru unterwegs waren, alle Menschen denen wir begegneten, waren ausgesprochen freundlich, hilfsbereit und zuvorkommend!! Nie hatten wir eine Situation, wo uns jemand über´s Ohr hauen wollte!

Verkehr: noch nie konnten wir so entspannt Motorradfahren! Der Überlandverkehr besteht aus überschauberem LKW- und Busverkehr, so viele Kilometer beinahe autofreie Passstraßen und derartige Höhenunterschiede (Rekord: von Meereshöhe auf 4910 Meter und wieder runter auf 3600 Meter an einem Tag) waren neu für uns.

Chile, Bolivien und Peru, so wie wir diese Länder kennen gelernt haben, waren für uns einfach wunderbar zu bereisen, es war herrlich hier Motorrad zu fahren, und den Reisenden auf der Strecke und den Menschen hier zu begegnen!!