19. bis 22. Juli; Besham-Chilas-Gilgit-Karimabad; Karakorum Highway; Pakistan 🇵🇰

Liebe Freunde unseres Reiseblogs, entschuldigt bitte die verspätete Fortsetzung. Auf unserer weiteren Route hatten wir nur sehr schlechtes (Pakistan) WLAN, in China dann völlige Sperre auf jegliche Blog-Zugriffe. In Kirgistan wegen dem Organisieren unseres Rücktransportes der Motorräder keine Zeit, und mittlerweile sind Manfred und ich wieder gut zurück in Österreich. Daher die Fortsetzung von hier aus.

19. Juli; Besham-Chilas
In Besham verbrachten wir übrigens die Nacht im Hilton Hotel. Klingt  ja nobel, oder?
Leider, leider, wie auch immer die Burschen hier auf diesen Namen gekommen sind, mit der bekannten Hotelkette hat das wirklich nichts zu tun. Und die Paris war ziemlich sicher auch niemals hier. Wir dürfen aber überhaupt nicht meckern, das Hotel samt Frühstück war in Ordnung, zum Weiterempfehlen, wahrscheinlich das Beste im Ort. Es soll hier nicht überheblich klingen wenn wir immer wieder trachten gute Unterkünfte zu bekommen. Das heißt hier schlicht und einfach dass Dusche mit warmen Wasser vorhanden ist, wenn denn der Boiler eingeschaltet wird. Die Zimmer sind sauber mit mindestens Ventilatoren oder sogar Klimaanlagen, die Betten haben Leintücher, WLAN ist (meist recht langsames) vorhanden, zum Frühstück gibt es black coffee (und nicht nur Tee) und Omeletten, und bei den zu 100% garantierten Stromausfällen (von Nepal über Indien bis Pakistan immer das gleiche) springt ein Generator an. Diese Kombination ist dann etwa von der € 25.- bis  € 60.- Preisklasse. Das Ganze durch zwei geteilt ergibt überschaubare Kosten.

Der Nanga Parbat zeigt sich in voller Pracht von seiner Westseite. Bis dahin haben wir aber noch eine Weile zu fahren, dieser Anblick eröffnet sich uns erst am Ende der Tagesetappe.

Blick zurück auf Besham, wieder ein herrlicher Tag. Ich hab´s eh schon erwähnt, den Abstecher ins Swat-Tal haben wir uns erspart. Einer der Hotelgäste, ein junger Mann, hat mir das Tal ob seiner Schönheit mit Inbrunst empfohlen. Aber, überall müssen wir ja wirklich nicht hin!

Kurz darauf fingen auch die Kontrollen an Polizei-Checkpoints wieder an. Immer das gleiche Prozedere: nette und freundliche Beamte verlangten die Pässe, die Daten werden säuberlich per Hand in Bücher eingetragen, Smalltalk (woher? Austria. Ah, Australia! No! Austria in Europe. Wenn gar nix mehr geholfen hat, haben wir uns auf Germany geeinigt.
Wohin? China! Ohhh!).
Bei Überschreitung einer Provinz- oder ähnlicher Grenze hatten wir auf etwa 20 km ganze vier solcher Kontrollen.

Immer dem Indus aufwärts entlang.

Ist ja ein nettes Foto mit den Kindern. Aber eigentlich haben sie gebettelt. Wenn man hier anfängt, allen Kindern am Straßenrand was geben zu wollen – ein unmögliches Unterfangen. Soviel Zeit, und vor allem Dollars, um bei den überall winkenden Kindern („One Dollar! One Dollar!“) stehen zu bleiben, hat man normalerweise nicht.

Also, an der Adjustierung kann man nicht erkennen, wer da an diesem Checkpoint was zu sagen hat.

Die Straße bis ins 80 km entfernte Dasu war recht gut. Dort sollte ja die Baustelle für die Indus-Talsperre sein. Alles was wir gesehen haben, war schon eine Baustelle, allerdings eine Straßenbaustelle. Die nächsten 100 km wieder einmal grauslich zu fahren, gebrochener Asphalt, staubig, mühsam.
Es wurde schon ein bissl auch beim Fluss drunten gearbeitet. Aber wenn man in Wikipedia liest dass die Talsperre und somit die Staumauer 2022 fertig gestellt werden soll, ist da irgendwas in der Kalkulation des Milliardenprojektes schief gegangen. Das kann nur 2122 heißen!

Mit der jetzt schlechten Straße wurde auch Manfred´s fortkommen immer mühsamer. Etwa seit wir in Pakistan sind musste er feststellen, dass sein hinteres Federbein Öl verliert. Eine Dichtung hat dieser extremen Belastung die wir unseren Motorrädern bisher zugemutet hatten, nicht mehr standgehalten.
Jetzt war es soweit, dass beinahe das gesamte Dämpferöl ausgeronnen ist, die Hinterradfederung funktionierte jetzt nur mehr in Form der Spiralfeder des Stoßdämpfers!
Manfred hat das Fahrverhalten seiner Maschine mit einem hüpfenden Frosch verglichen.

Wir erhielten jetzt auch unsere erste Polizeieskorte. An einem der zahlreichen Checkpoints wartete schon der Pickup. Fahrer, Beifahrer und ein Polizist auf der Ladefläche, alle mit Kalaschnikows bewaffnet und guter Laune, offensichtlich froh über die Abwechslung. Wir fuhren brav hinterher, meine Fotohalts waren nie ein Problem. Zu unserer Überraschung war alle fünf Kilometer fliegender Wechsel der Eskorte. Nach drei solcher Staffelübergaben, also etwa 20 km, war Schluss damit, wir durften wieder ungestört alleine fahren. Warum dieser eskortierte Streckenabschnitt so gefährlich gewesen sein sollte, haben wir nie erfahren.

Es war wieder ein heißer Tag, so um die 40°C. Hier gab´s kühle Getränke!

Den Slogan rechts auf dem Stein kennen wir doch von einem anderen Land!

Zeit für eine kurze Pause.

War ein bissl dürftig, Tee und Fladenbrot war das einzige das wir unseren Mägen hier zumuteten.

Hier hoch über dem Indus kann man Brennholz kaufen.

Und dann, plötzlich und unerwartet nach einer Kurve: der Nanga Parbat zeigt sich uns bei diesem Prachtwetter!

Also ehrlich, da wird man schon ein wenig ehrfürchtig! Wir stehen mit unseren BMW´s da und blicken auf den mit 8126 m neunthöchsten Berg der Erde. Was für ein Privileg!

Vor Chilas dann die letzte Polizeikontrolle. Einen Kilometer weiter, links gleich neben der Straße oberhalb des Indus, unser Tagesziel: das Hotel Shangrila.

Hier gab´s auch Kaffee. Zwar nur Nescafé, aber solche Gelegenheiten muss man einfach nutzen und genießen!

Später beim Abendessen im Restaurant war auch irgend eine VIP eingetroffen. Dicke Geländeautos sind vorgefahren, einschließlich Security. Fünf schwerbewaffnete Sicherheitskräfte nahm am Tisch neben uns Platz zum Abendessen.
Nicht gerade das beste Gefühl! Wenn da wer was gegen diese Person gehabt hätte, wären wir mittendrin im Geschehen gewesen statt nur dabei.

Wir trafen noch einen Pakistani der fließend Englisch sprach (arbeitet bei einer amerikanischen Bank in der Hauptstadt). Er war mit seiner Familie aus Rawalpindi in 17 Stunden bis hierher nach Chilas gefahren, sein Ziel am nächsten Tag war, so wie bei uns, Hunza.
Er hatte aber von Mansehra weg die „Abkürzung“ durch das Kaghan Tal über Naran und den fast 4200 m hohen Babusar La bis Chilas genommen. Die Strecke ist etwa 100 km kürzer und soll bei weniger Verkehr landschaftlich schöner sein. Nur zu dieser Strecke gibt es widersprüchliche Informationen wegen der Benützung durch ausländische Touristen. Er sagte uns dass die Strecke aus Sicherheitsgründen nur für Pakistani zu befahren sei, anderen Informationen nach werden Ausländer ab der Passhöhe durch eine Polizeieskorte begleitet.
Der Straßenzustand sei sehr gut gewesen, einzig die Abfahrt von Pass recht steil, aber auf gutem Asphalt.
Und: er brachte uns eine fast leere Wasserflasche. Das bisschen das drin war, schmeckte nach – Vodka!
Manfred kaufte zuvor in einem kleinen Laden vor dem Hotel eine Packung Orangensaft für unser Abendessen und das Frühstück morgen. So konnten wir ein paar gute Schluck Vodka-Orange nippen! Unser erster Alkohol in Pakistan. Naja, nicht ganz, vom Schwiegervater hab ich besten Zwetschgenschnaps mit dabei. Ist gut für den Magen.

Ab hier war´s mit Internet auch fast vorbei. WLAN suuper langsam. Und: ich musste auch erstmals in meine Reiseapotheke greifen. Meine Verdauung war ein wenig durcheinander geraten, Zeit für die ersten beiden Durchfalltabletten.

20. Juli; Chilas-Gilgit-Karimabad
Der Nanga Parbat verschwand wieder aus unserem Blickfeld, die Straße noch weitere 50 km sch…. zu fahren. Manfred federt sich durch die Gegend.

Ein Hendl-Transport.

An dieser Wasserstelle werden Windschutzscheiben gereinigt, Motoren gekühlt, Motorräder gewaschen, …

Ab da beginnt das „Paradies“: perfekter Asphalt bis zur chinesischen Grenze!
Die Raikot Brücke über den Indus. Der Ort am Bild ist der Ausgangspunkt zu den Fairy Meadows (Märchenwiese), in dessen Nähe sich eines der Base Camps des Nanga Parbat befindet.

Noch 332 km bis zum Khunjerab Pass und damit zur chinesischen Grenze. Bei diesen Straßenbedingungen wirklich nur mehr ein Hupferl. Und: nur mehr 332 km auf der falschen Straßenseite fahren.
Ich kann´s aber eh gleich hier beichten: die ersten Kilometer in China bin ich weiter auf der linken Seite gefahren. Bis mir ein LKW entgegenkam.

Er kommt wieder zum Vorschein, der Nanga Parbat. Wir sind am offiziellen View Point, die Wolken verdecken aber einen Teil des Massivs.

Ein bissl Glück gehört dazu: vielleicht 100 m nach dem View Point ein Polizei-Kontrollposten.
Währenddessen unsere Daten aus den Pässen wieder einmal abgemalt wurden, war der Gipfel des Nanga Parbat für wenige Minuten frei. Kamera geschnappt und zurückgelaufen. Ist sich grad halt ausgegangen, bevor die Wolken den Blick auf den Gipfel wieder verhinderten.

Hier gab´s Wasser aus einer Leitung zum Abkühlen, also Kopf drunter halten und die Kühlwesten wieder „auffüllen“.
Wie bei jedem Halt, ohne Selfies bzw. mit meiner Kamera fotografiert zu werden, hat man keine Chance weiter zu fahren.

Eine interessante Stelle: bei Jaglot verlassen wir das Indus Tal. Der Fluss zweigt bzw. eigentlich kommt er (wir fahren ja Flussaufwärts) von Osten (hier von rechts), wohin auch die Straße nach Skardu führt.  Skardu ist ein Ausgangspunkt für die pakistanischen 8000er im Karakorum,  K2, Broad Peak, und Gasherbrum I und II.
Und hier an dieser Stelle im Bild ist der Schnittpunkt der drei höchsten Gebirgszüge der Erde: Hindukusch, Himalaya und Karakorum.

Wir folgen ab jetzt dem Gilgit Fluss und später demHunza Fluss.

Seit etwa Chilas befinden wir uns in der Region Gilgit-Baltistan, ein pakistanisches Sonderterritorium im äußersten Norden des Landes und Teil der umstrittenen Region Kaschmir.
Angeblich der sicherste Teil Pakistans, zumindest gibt es keine Polizeikontrollen mehr.

An der Kreuzung nach Gilgit hat Manfred ein „nettes“ Platzerl für eine Erfrischung entdeckt,
einen Mango- und Bananenshake haben wir uns genehmigt.
Der Abfallkübel im Vordergrund ist auch günstig platziert. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass der einfach „vergessen“ wird, der nächste Regen schwemmt eh alles in den Fluss.

Übrigens: seit einigen Tagen haben wir schon keine Frauen mehr zu Gesicht bekommen. Wo werden die nur versteckt?
Alle Arbeiten, was wir halt gesehen haben, werden von Männern erledigt.
Erst ein, zwei Ortschaften weiter, hat sich das geändert.

Blick auf Gilgit, der Stadt ohne Frauen.

Ziegenmarkt.

Was gleich auffällt: je weiter wir nach Norden kommen, desto sauberer wird es, das heißt viel weniger Abfall liegt in der Gegend herum.

Dann sehen wir zum ersten mal den Rakaposhi, gewaltige 7788 m hoch.
Dieser Bergriese wird uns noch einige Zeit begleiten.

Mit fast 6000 Höhenmetern Unterschied zum Hunzatal ist die beinahe 20 km breite Nordwand des Rakaposhi die höchste Steilflanke der Welt.

Hier wird Pizzateig gebacken.

Ein Sägewerk.

Waschstraße.

Unser Tagesziel ist erreicht. Von Karimabad aus gelangt man zum Duikar Aussichtspukt über eine etwa 6 km lange teils sehr steile, enge, aber asphaltierte Straße. Das Problem ist altbekannt: auch hier fahren Busse rauf (15-Sitzer, wo aber garantiert doppelt so viele Personen Platz finden), was sich bei der engen Straße im Gegenverkehr aber niemals ausgeht. Von beiden Richtungen wird gefahren bis alles steht, warten auf einer nicht so steilen Stelle oder dort wo es breiter zum Ausweichen ist – totale Fehlanzeige! Irgendwie geht das in die Köpfe dieser Leute nicht hinein! Ein Phänomen.

Dort oben gibt es das Hotel Eagles Nest mit fantastischem Ausblick ins Hunza Tal. Das ist aber auch der einzige Pluspunkt. Das Hotel selbst hat uns ziemlich enttäuscht, hat weit nicht das versprochen was angekündigt war. Nach nur einer Nacht haben wir in das Fairy Land Hotel gewechselt, gleich neben dem Eagles Nest. Wesentlich sauberer, freundlichere Belegschaft, bessere Küche (vor allem Frühstück), alles in allem wesentlich besser als das viel gerühmte Eagles Nest.

Von Duikar Aussichtspunkt, nach wenigen Minuten Fußmarsch erreichbar, dann der fantastische Ausblick ins Hunza Tal und die umliegenden Berge. Der Rakaposhi dominiert auch hier die Szenerie.

Im Norden, quasi gleich oberhalb des Aussichtspunktes, der Ladyfinger (links die markante Felsnadel, 6000 m hoch) und der Hunza Peak.

Auf dem Felsen in der Mitte, oberhalb von Karimabad, das Baltit Fort.

Einfach die Bilder genießen.

Der 7027 m hohe Spantik oder auch Golden Peak genannt, mit seiner markanten Felssäule,
dem 2200 m hohen Golden Pillar.

Der Gipfel des Rakaposhi, 7788 m.

Blick vom Duikar Viewpoint zum Ladyfinger.
Die Lichter links sind vom Eagles Nest Hotel, die geradeaus hinter den Zelten von unserem Fairy Land Hotel.









21.-22. Juli; Karimabad; Pakistan
Wir hatten noch von Indien aus mit unserer Agentur den 24. Juli für den Grenzübertritt nach China festgelegt. Dieser Termin war nicht mehr änderbar, weil erstens das der letzte Tag der Gültigkeit unserer chinesischen Visa war, und zweitens die Agentur für Änderungen mindestens eine Woche Vorlauf brauchte. Daher legten wir unseren Zeitplan für Pakistan so fest, dass wir als Zeitreserve vor erreichen der chinesischen Grenze noch zwei Tage zur Verfügung hatten.
Und diese zwei Tage genossen wir dort oben beim Duikar Aussichtspunkt.

Der Klimawandel ist auch hier Tatsache und nicht mehr aufzuhalten!
Die Temperaturen hier heroben auf etwa 2800 m waren sehr angenehm, eigentlich viel zu warm für die Höhe.
Bei der Herfahrt am Karakorum Highway hatten wir uns schon darüber gewundert, dass das Thermometer bis zu 45°C anzeigte! Beim Betrachten des Sonnenunterganges sprach uns ein junger Pakistani an. Er sei aus Karimabad, dort geboren und aufgewachsen. Er ist Lehrer und arbeitet zusätzlich in einem Labor, und betreut fallweise Reisegruppen, die in Hunza die Natur genießen wollen. Die hohen Temperaturen der letzten Tage hat es hier noch nie gegeben, das sind Rekordwerte!
Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Gletscher hier im Karakorum. Diese schmelzen so schnell wie noch nie. Das sieht man auch an den ungewöhnlich hohen Wasserständen der Flussläufe, die riesige Mengen an Geschiebe mitführen.

Am Morgen bin ich früh raus, um den Sonnenaufgang zu erleben.

Wir nutzten die Zeit um auch den Motorrädern Gutes zu tun. Die beiden jungen Männer vom Hotelpersonal rissen sich förmlich darum, unsere BMWs waschen zu dürfen. Das wurde neben dem kleinen Bach mit Kübel, Waschmittel und Fetzen zelebriert.

1 Kommentar

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert