Was hier in Pakistan sofort auffällt sind die äußerst schmucken, mit viel Aufwand verzierten Lastwagen und Busse.
Und alle Beförderungsmittel sind fast immer gerammelt voll.

Wir verließen Rawalpindi nach Westen auf der vierspurigen N5, der Grand Trunk Road, Richtung Peshawar. Hat natürlich eine Weile gedauert bis wir die Stadt hinter uns ließen und der Verkehr etwas nachließ. Bei Taxila wählten wir den Abstecher nach Norden bis Haripur, laut Karte einige Kilometer kürzer als die N5 und N35. Diese Entscheidung haben wir gleich mal bereut, weil wir, wie könnte es anders sein, wieder mitten ins Verkehrschaos kamen. Im Prinzip ist es ja bei normalen zweispurigen Straßen bei allen Orts- und Stadtdurchfahrten das gleiche:
Links ein Mann mit seinem Handkarren der irgendwas transportiert, bei dem quetscht sich rechts vorbei eine Motorrikscha. Diese wiederum wird von einem Sammeltaxi mit zwei km/h Geschwindigkeitsüberschuss überholt, und ganz rechts oft noch ein LKW der´s eilig hat und den Gegenverkehr (der eigentlich immer durchgehend ist) zum Stehen bringt oder zumindest zur Seite drängt. Geht sich alles aus!
Oder der Klassiker:
Sammeltaxi links, bleibt stehen. Zweites Sammeltaxi kriecht rechts vorbei, bleibt eine halbe Fahrzeuglänge nach dem ersten mitten auf der Straße stehen. LKW kann nicht vorbei weil Gegenverkehr auch ein LKW ist. Also steht einmal der Verkehr still. Das sind Situationen wo wir dann ganz links, neben der Fahrbahn irgendwie am stehenden Sammeltaxi hupend uns vorbeischummeln, und wieder, leider oft nur wenige Meter, freie Fahrt haben und vielleicht kurz in den dritten Gang schalten können. Ortsdurchfahrten gehen ja noch weil sie meist kurz sind, bei Städten sind ist das „zum aus der Haut fahren“! Schrittgeschwindigkeit über oft Kilometer, heiß, schwül, staubig, Rußwolken aus den Auspuffen, ständiges Gehupe, Gestank, Lärm.
Irgendwie sind wir das eh schon gewohnt, hat in Nepal begonnen und in Indien war es auch nicht anders. Ich hab es schon erwähnt, auch hier in Pakistan sind zu viele Fahrzeuge auf viel zu wenig Straße unterwegs. Hoffentlich fällt uns zu Hause die Verkehrs-Eingewöhnungsphase nicht zu schwer!

Dann war noch eine kilometerlange Baustelle, irgendwann ist diese Straße aber doch besser geworden.

Aus der eintönigen und diesigen Ebene sind wir schön langsam in gebirgigere Gegend gelangt.

In Haripur sind wir auf die N35, den Karakorum Highway gestoßen. Bis zum Kunjerab Pass, der Grenze zu China, sind es noch etwa 800 km.

Zeit, unseren extrem treuen Motorrädern einmal ein Leckerli zukommen zu lassen!
Besonders die Nacht in Lahore hat ihnen zugesetzt. Dort hatte es in der Nacht stark geregnet, der Taubendreck auf den Gesimsen des Hotels wurde heruntergespült – und unsere Motorräder waren darunter geparkt. Die BMW´s haben da schiach ausgesehen.

Übrigens, die Arbeiter hier sind afghanische Flüchtlinge.

Abbottabad (1200 m hoch gelegen) war das Tagesziel. Heute sind wir nur wenig über 100 km gefahren.
Das Hotel lag ziemlich am nördlichen Ende der Stadt gleich neben der Straße, mit Hof und Garten, Parkplätze für die Motorräder waren neben dem Zimmer.

Ein richtig großes Zimmer, sonst: soweit ok.
Hat aber alles funktioniert, es gab heißes Wasser, Strom, Klimaanlage, Ventilator.
Preis des Zimmers etwa € 40.-
Typisches Zimmer hier in Pakistan in dieser Preisklasse.
Es ist aber nicht so sauber wie es hier am Foto aussieht!

Ebenfalls ein typisches Badezimmer.

Unser Zimmer im Gebäude dahinter, Erdgeschoß. Der Garten schaut nett aus, zum da Sitzen waren wir nicht lange motiviert, weil es von irgendwo her fürchterlich gestunken hat.

Diesen Nachmittag nutzten wir, um uns für die kommenden Tage auf dem Karakorum Highway einen Schlachtplan zurechtzulegen. Die Ortschaften werden weniger, und damit auch das Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten.
Wie haben uns für folgende Lösung entschieden:
morgen ca. 140 km bis Besham, hier gibt es zumindest zwei Hotels, die so halbwegs ansprechend sein dürften, mit Internet. Den Tag darauf ca. 200 km bis Chilas, da gibt es ein Hotel, das Shangrila.
Tags darauf bis Gilgit oder Karimabad, hier liegt an einem herrlichen Aussichtspunkt das Hotel Eagles Nest. Da vielleicht zwei Nächte verbringen, am 24. Juli weiter bis Sost, Ausreise Pakistan, knapp 100 km bis auf den Khunjerab Pass, Grenze China mit erster Kontrolle, dann 100 km runter nach Tashkorgan zum chinesischen Zoll.

18. Juli; Abbottabad-Besham

Regen! Der Tag fängt ja mal gut an – und hat dann wirklich noch Ãœberraschungen zu bieten.
Na ja, muss wohl wieder einmal sein.
Durch die Stadt wie üblich raus gequält, dann so halbwegs freie Fahrt, nach gut 20 km erreichten wir die Stadt Mansehra. Nach rechts war eine Abzweigung zum Bypass, irgendwie entschieden wir uns aber durch die Stadt zu fahren. Ihr ahnt es schon!
Erster Kilometer super, dann sahen wir schon den Verkehr stillstehen. Eh nichts neues, rechts und links vorbei an der Kolonne in gewohnter Manier, bis, ja bis die riesigen Latschen bei den Regenfällen die wir schon durchfahren mussten noch riesiger wurden und richtig tief!
Links im überfluteten Dreck vorbei zwängen wo es irgendwo noch zu verantworten war, rechts ging gar nix wegen Gegenverkehr, der auch stand. Polizisten wie üblich heftig trillerpfeifend aber sonst nichts bewirkend, irgendwann war dann Schluss, die Straße komplett überflutet, alles stand, kein weiterkommen. Das Wasser stand beim Motorrad bis über das Motorschutzblech, und meine Maschine hat etwa 30 cm Bodenfreiheit. Den linkes Fuß konnte ich an einem Strommastensockels im Trockenen abstützen, Manfred hat seine Maschine auf den Seitenständer gestellt. Mit den Füssen in diese Brühe hätte geheißen, Wasser in meine Stiefel von oben.
Auf dieser Überschwemmungskreuzung standen abgesoffene Klein-PKW, ein Geländefahrzeug war in ein überflutetes Loch neben der Fahrbahn abgerutscht und musste geborgen werden.
Endlich rührte sich was vor uns. Eine Durchfahrtsmöglichkeit auf der linken Seite neben der sich in Bewegung setzenden Kolonne tat sich auf. Ich hatte zuvor schon einen Einheimischen auf seinem Motorrad, der lange hinter mir wartete und den ich vorbei gewunken hatte, zugesehen wie er die Stelle passierte. Da es nicht absoff wusste ich es ging. Also langsam mit Gefühl vorwärts, ich sah Manfred schon im Rückspiegel nachkommend. Irgendwie schafften wir es dann auch diesen Stau abzuhängen, war heute ein ganz schönes Stück Arbeit!

Interessanter Platz für einen Markt!
Hat noch dazu den Vorteil, dass alle Abfälle nur von der Brücke geworfen werden müssen, der Fluss schwemmt ja eh den ganzen Müll weg.

Wir haben den Indus wieder erreicht!
Hier ist er schon mächtiger als in seinem Oberlauf in Kashmir und Ladakh/Indien.

Der Regen hat nachgelassen, aber erst kurz vor erreichen unseres Tageszieles aufgehört.

In Thakot überquerten wir den Indus. Hier die alte Brücke, …

… der Verkehr rollt aber über die neue.
Am Ende der Brücke hatten wir auch unsere erste Polizeikontrolle, einige weiter werden noch folgen. Die Pässe mussten vorgewiesen werden, die Daten, ja genau, kamen wieder in das Große Buch.
Extrem freundliche Beamte, die uns sogar auf eine Limonade einluden!
Ob wir eine Polizeieskorte wünschen?
Dankend lehnten wir ab, wir sahen echt keine Notwendigkeit dafür. Und solange sie sich nicht aufdrängten, …

Natürlich gab es auch hier Baustellen. Der Karakorum Highway (KKH) wird ausgebaut, mit chinesischer Hilfe und Know How.
Die etwa 10 km Baustelle hatten es in sich. Hier bei den unheimlich steilen und hohen Bergflanken eine vierspurige Straße zu bauen, unter diesen geografischen, geologischen und infrastrukturellen Gegebenheiten, ist eine absolute Meisterleistung.
Locker konnten wir eine Warteschlange von sicher 100 LKW überholen, vorbei an den PKWs, bis wir zum Ort der Staubildung kamen:
Typisch, von beiden Seiten fahren alle vor bis nix mehr geht! Mit den Motorrädern waren wir hier aber rasch durchgeschlüpft, mir ist nur ein junger chinesischer Ingenieur aufgefallen, der sich anstellte den Verkehr zu regeln um den Stau auflösen zu können. Beim Vorbeifahren hab ich seine verzweifelte Mine aufschnappen können für dieses aussichtslose Unterfangen. Es tut hier eh jeder was und wie er will.

Wir näherten uns unserem Tagesziel.

Von hier, dem Ort Besham, kann man nach links, also Westen, in das Swat Tal abzweigen. 80 km sind es bis dorthin, das ist als Rückzugsgebiet der afghanischen Taliban bekannt. Wahrscheinlich ist es landschaftlich recht schön dort, aber alles müssen wir ja auch nicht unbedingt sehen.

Ein Blick vom Hotel auf die benachbarten Berge.   Die weißen Punkte und Flecken sind Häuser.
Unglaublich steil dort, keine Straßen.
Interessant wo Menschen sich überall angesiedelt haben.
Übrigens, die Menschen hier allesamt sehr freundlich und aufgeschlossen. Viele Männer mit langen Bärten suchen das Gespräch mit uns, und anders als in Indien kennen die meisten auch Austria und verwechseln es nicht mit Down Under.

Es sind einige Geologen und Techniker hier weil weiter Indus-aufwärts bei Dasu eine Talsperre mit Kraftwerk (natürlich mit chinesischer Hilfe) gebaut wird und unter anderem eine neue  Stromleitung errichtet werden muss.

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