Die knapp 30 Kilometer bis zum einzigen internationalen Grenzübergang Attari (Indien)/Wagha (Pakistan) waren gut zu fahren. Hat man einmal die Grand Trunk Road (= alte Fernhandelsstraße die Bangladesch mit Indien und Pakistan verbindet) erreicht, geht es zwei- bis dreispurig schnurgerade zur Grenze.
Was dann folgte war ein eigentlich sehr einfacher Grenzübertritt, hat aber dann trotzdem seine Zeit gedauert. Und das obwohl wir, bis auf etwa zehn Inder die mit dem Bus kamen, die einzige Kundschaft waren. Wir hatten das doch große Gebäude fast ganz für uns allein! 

Indien: von der Hauptstraße die hier einem Boulevard glich links abbiegen, Pässe vorweisen. Weiter zum Abfertigungsgebäude, zuerst Immigration. Zettel ausfüllen und zum Schalter. Der Beamte hat uns dann flott abgefertigt, wir hatten die Ausreisestempel in den Pässen.
Weiter zum Zoll. Wieder einen Zettel ausfüllen, mit diesen und den Carnets zum Schalter. Alle Deckenventilatoren in diesem großen Raum liefen auf Hochtouren, uns wurde gleich Trinkwasser angeboten und serviert.
Dort wurden die Carnets fein säuberlich bearbeitet. Warten.
Dann mussten wir unsere Motorräder auf dieser Seite des Gebäudes auf einem bestimmten Platz abstellen, die Fahrgestell- und Motornummern wurden verglichen, keine Gepäckkontrolle. Wir wurden nur gefragt, was da alles drin sei. „Alles was man für eine lange Reise braucht“ war dann auch Erklärung genug.
Warten. Uns wurde Tee serviert. Wir wussten dass die Carnets schon fertig ausgefüllt und gestempelt waren, also ging ich hin und fragte wie lange es noch dauern sollte.
Ja, alles fertig, alles passt, Händeschütteln, man wünschte uns noch eine Gute Reise, und wir konnten abrauschen. Nach etwa eineinhalb Stunden!

Pakistan: von der Hauptstraße rechts abbiegen zum Abfertigungsgebäude. Zettel ausfüllen und warten. Der Beamte erschien, innerhalb weniger Minuten waren die Einreisestempel in den Pässen. Weiter zum Zoll, wir folgten dem Herrn in zivil in sein Büro. Dort wurde das (wirklich) riesige Buch aufgeschlagen und die Daten von den Carnets fein säuberlich dorthin eingetragen.
Wir fragten wo man denn hier Geldwechseln könnte. Der Mitarbeiter des Zollbeamten bot sich gleich als Geldwechsler an. Fragend sah ich zum Zollbeamten, dort keine Reaktion, die Zeilen im Großen Buch mussten ja ausgefüllt werden, und anscheinend war das überhaupt kein Problem für ihn.
Sein Wechselkurs war nicht der Beste, aber egal, Hauptsache wir hatten erstmals einige pakistanische Rupien. Thema Geldwechsel: am Abend in Lahore gleich ums Eck vom Hotel haben wir von einem älteren freundlichen Herrn mit langem weißen Bart den Internet-Tageswechselkurs bekommen.
Ob Banken hier Geld wechseln wissen wir nicht, in Indien hat z.B. keine einzige Bank Devisen gewechselt! Wir bekamen die indischen Rupien nur vom Bankomat oder Geldwechsler (meist Money Exchange Buden mit ziemlich unterschiedlichen Wechselkursen).
Zurück zum pakistanischen Zoll: keine Kontrolle der Fahrgestell- und Motornummern, keine Gepäckkontrolle, wir waren nach etwa 45 Minuten fertig und durften in Pakistan einreisen.
Wieder zurück auf den Boulevard, ganz alleine nur wir beide auf unseren Motorrädern, beim Großen Torbogen nochmals Pässe vorweisen, weiter zum nächsten Tor das breit genug für uns aufgemacht wurde, durch noch ein Tor, einige hundert Meter weiter noch eins, alle wünschten uns „Welcome to Pakistan“ und jetzt waren wir wirklich da.
Dieser Grenzübergang bietet ja täglich ein Riesenspektakel zur abendlichen Grenzschließung.
Für alle die´s interessiert bitte googeln: z.B. „Wagah Border Ceremony“ eingeben, es gibt Videos davon.
Interessant für uns war, dass es außer uns so gut wie keinen Grenzverkehr hier gab. Erstaunlich bei diesen riesigen Ländern. Aber vielleicht hatten wir auch nur einen super ruhigen Tag erwischt?

Die Grand Trunk Road ging schnurgerade weiter bis Lahore. Dort dieser Verkehr! Was uns gleich auffiel waren die irren Mengen an Motorrädern (zu 90% 70 ccm oder 125 ccm Honda Hero) im Vergleich zu Indien (wo ja auch nicht wenige davon auf den Straßen sind) und an Motorrikschas.
Vergleichsweise wenige Autos, Busse und LKW auf den vollgestopften Straßen, Lärm fast nicht zum aushalten, Staub, Gestank! Und: bei roten Ampeln wird wirklich gewartet!
Trotz all dem Chaos, der Verkehr fließt – eigentlich unglaublich.

Das Hotel eine Hochsicherheitszone,  zwei schwere Schranken, Securities mit Kalashnikovs, jedes Fahrzeug wird gespiegelt (= mit einem Spiegel wird der Unterboden auf angebrachte Sprengsätze abgesucht) und Blick in den Motorraum.

Am späten Nachmittag haben wir uns mit einer Motorrikscha zum Roten Fort und zur Badshahi Moschee fahren lassen – für uns fast schon ein Abenteuer.

Die Badshahi Moschee aus der Mogulzeit im
17 Jh. ist die zweitgrößte Pakistans und angeblich die fünftgrößte weltweit. In diesem riesigen Hof ist Platz für 50 000 Menschen.

Gleich gegenüber befindet sich das Rote Fort, UNESCO Weltkulturerbe.

Hier wird Zuckerrohrsaft gepresst. Eine Kostprobe haben wir uns nicht nehmen lassen – eh nicht schlecht.

Wir konnten leider nicht herausfinden, was es mit den Schuhen hier besonderes auf sich hat.

Für das Zurückfahren nahmen wir uns eine andere Art von Motorrikscha, von wo man aus besser fotografieren konnte.

Das kann schon mal passieren! War das erste mal dass wir eine umgestürzte Rikscha gesehen hatten. Bei den geringen Geschwindigkeiten passiert auch nichts.

Getriebetransport.

Eine enge Geschichte, es geht aber immer irgendwie vorwärts.

Kindersitze sind hier nicht eben Verkaufsschlager.

16. Juli; Lahore – Rawalpindi/Pakistan 🇵🇰

Regen!
Wir haben noch abgewartet bis der Regen nachließ.
Kurz drauf haben wir gleich mal tief Luft holen müssen – einige Straßen sind 20-30 cm, stellenweise noch tiefer, unter Wasser gestanden. Wasser ist gut, das war eine braune Brühe. Das Problem dabei ist, dass man z.B. keine offenen Kanaldeckel oder ähnliche Löcher sieht!
Irgendwie haben wir uns da im dichten Verkehr durchgekämpft, hatten Glück, und irgendwann waren wir auch aus der Stadt draußen.
Lahore ist übrigens mit 11 Millionen Einwohnern nach Karachi die zweitgrößte Stadt Pakistans.

Dieses überschwemmte Straßenstück war schon  harmlos.

A bissl hoch die Fuhre!

An der Umfahrung der Stadt Gujranwala haben wir dann geglaubt das Ende der Welt erreicht zu haben:
Regen, ziemlich heftig! Richtig viel Verkehr, LKW-Kolonnen. Motorräder, Fahrräder, Fuhrwerke, Rikschas, alle möglichen Tiere, alles auf der Straße. Irgendwie durchquetschen. Unter der Regenjacke patschnass weil es sehr schwül ist. Eine Gegend die man schwer beschreiben kann, so dreckig, es stinkt grauslich, neben der Straße steht das Wasser (= braune Brühe) 20-40 cm hoch, dort leben und arbeiten die Menschen! Eine fürchterliche und düstere Szenerie.

Irgendwann ließen wir auch das hinter uns, das Wetter wurde besser, noch mehrmals kurze Regenschauer, dann blieb es trocken. Die Straße wurde wieder leerer, fast durchgehend vierspurig, sehr guter Asphalt, keine Baustellen! So kamen wir richtig gut voran.

Sieht der nicht toll aus?
Die Pakistanis tu´n sich was an ihre Lastwagen zu verschönern.

Wir haben auf diesen 280 km eine Pause eingelegt, nach 6,5 Stunden waren wir in Rawalpindi.
Das Hotel hatten wir uns schon vor ein paar Tagen ausgesucht. Nur ahnten wir von den Sicherheitsvorkehrungen nichts!
Erst einmal halt an einem wirklich dicken Schranken. Was wir hier wollen. Ein Zimmer. Mit den Motorrädern dürfen wir aber nicht hinein. Was, wieso? Ein Hotelmanager wurde gerufen. Wo unsere Waffen seien? Was? Ja, wo wir denn unsere Waffen im Gepäck hätten? Wir haben versucht ihm verständlich zu machen, dass wir Touristen seien die von Indien kommend auf der Durchreise nach China seien, hier nur eine Nacht verbringen wollen und wir für diese Reise keine Waffen brauchen. Und Motorräder sind für Waffentransporte eh nicht so gut geeignet.
Nachdenken. Wir mussten die Alu-Koffer öffnen und erklären was denn da so alles drin sei. Endlich durften wir dann doch auf den Parkplatz. Zahlreiche Securities, schwer bewaffnet, verfolgten die Szene. Zwei massive versenkbare Zufahrtssperren. Ein nervöser Parkplatzwächter der uns zur abgelegensten Stelle des Parkplatzes dirigiert. Die Alu-Koffer müssten wir unbedingt versperren. Ins Hotel durch eine eigene Sicherheitsschleuse in einem vorgelagerten Gebäude, Kontrolle wie am Flughafen von Personen und Gepäck. Na bravo.
Das Hotel selbst: Sicherheit hat seinen Preis, vom Hocker hat uns die Qualität aber nicht gehaut. Dafür schnelles Internet, sehr gutes Essen (Buffet), und eine richtige Gastro-Kaffeemaschine. Nur an deren Bedienung müssen sie noch arbeiten, da ist noch was drin.

Noch einige Anmerkungen:
Unser Reiseplan sieht jetzt so aus: uns fehlt mindestens eine ganze Woche um die geplante Route zu fahren. Wir beenden diese Tour in Bishkek/Kirgistan. Der Transport unserer Motorräder von dort über Warschau bis Linz ist organisiert. Es ist noch Platz für unsere beiden Maschinen und der Preis ist fair. So ersparen wir uns 6000 km durch die kasachische Steppe und durch Russland zu koffern.
Unser Rückflug nach Wien ist am 7. August, die Motorräder erwarten wir Ende August dann zu Hause.

Mit dem Wetter hatten wir bisher extremes Glück. Vor zwei, drei Tagen lasen wir von Überflutungen durch Monsunregen in Kathmandu, vor einer guten Woche erfuhren wir von einem indischen Motorradfahrer, dass um die 30 Enfield-Fahrer mit ihren Maschinen durch die indische Armee vom Rohtang-La (der Pass nach Manali/Indien) geborgen werden mussten. Durch entweder starke Schneeschmelze oder starken Regen war kein Weiterkommen, das Wasser lief bei den Vergasern
hinein.
Und wir: zusammen etwa 5 Stunden Regenfahrt.
Vor 10 Tagen hatte es hier 46 ºC, jetzt ein bissl über 30 ºC!

Hoffentlich bleibt uns das Glück noch hold, der Karakorum Highway wartet!

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